Ein Jahr nach der Freilassung der in Libyen jahrelang eingesperrten bulgarischen Krankenschwestern und des palästinensischen Arztes ist das Drama in Bulgarien vergessen. Vor dem Gebäude des Ministerrats sprechen sieben leere Stühle über den stillen Protest gegen die Politiker. "Eine Einmalzahlung von etwa 6000 Euro haben wir vom Staat bekommen und eine Ein-Zimmer-Wohnung von der Firma M-Tel" , erzählt Wanja Tscherwenjaschka dem österreichischen Standard.
Erst am 14. Juli 2008 hat die bulgarische Regierung beschlossen, den Krankenschwestern und dem Arzt für die Haftzeit Sozial- und Gesundheitsversicherung zu gewähren und Dienstjahre anzuerkennen. Eine maximale Pension und freie Jobwahl blieben aber leere Versprechen. Tscherwenjaschka selbst erinnert sich gut, wie ihr zweimal das Herz nach den Elektroschocks stillstand, wie ein libyscher Polizist versuchte, seine Zigarette an ihrem Auge zu löschen und wie die Aufseherin ihr eine Badelatsche in den Mund steckte, als sie um Wasser bat. In ihren Träumen wird sie immer wieder entführt und getötet. Und doch geht das Leben weiter. 130 Euro verdient sie in der Kinderabteilung. Nichts bis auf die neuen Fensterrahmen aus Aluminium habe sich im Krankenhaus in den neun Jahren verändert, bemerkt sie. Und stellt doch fest, dass die Normalität des Alltags allein genügt, um froh zu sein. Auch Walentina Siropolu arbeitet wieder als Krankenschwester, Kristijana Wenelinova und Nasja Nenova machen ihr Praktikum in der Rehabilitation. Shegana Iwanowa ist arbeitslos. Der palästinensische Arzt macht Gelegenheitsjobs.
Quelle: Diljana Lambreva aus Sofia für den Standard