07 Oktober 2005

Misshandlungen in Flüchtlingslager auf Lampedusa

Im Flüchtlingsauffanglager der italienischen Insel Lampedusa werden die Insassen laut einem Pressebericht schikaniert und misshandelt. So hätten Aufseher illegalen Einwanderern befohlen, sich vor anderen nackt auszuziehen, berichtete das Magazin "L'Espresso" am Freitag.

Moslems seien von Wächtern gezwungen worden, sich Porno-Bilder auf einem Mobiltelefon anzusehen. Die Hygiene-Bedingungen in dem Lager seien unzureichend. Keiner der Lagerinsassen sei zudem einem Richter vorgeführt worden, was nach dem italienischen Recht verpflichtend ist, hieß es.

Der Journalist Fabrizio Gatti hatte sich für "L'Espresso" acht Tage lang als Flüchtling getarnt in dem Lager aufgehalten. Er ließ sich dazu von einer italienischen Patrouille aus dem Meer bergen. Im Auffanglager stellte er sich als Kurde aus dem Irak vor und gab seinen Namen mit Bilal Ibrahim al Habib an. Nach seinem achttägigen Aufenthalt sei er mit einer Gruppe anderer Flüchtlinge in die sizilianische Hafenstadt Agrigent gebracht worden. Dort habe er ein Flugticket nach Palermo und die Anweisung erhalten, Italien binnen fünf Tagen zu verlassen, berichtete Gatti.

Die kleine Insel Lampedusa ist das erste EU-Territorium für afrikanische Flüchtlinge, die aus Libyen oder Tunesien Europa ansteuern. Das Auffanglager ist für 190 Menschen ausgelegt, wegen des Ansturms der Flüchtlinge jedoch stets überfüllt. Seit Jahresbeginn sind mehr als 15.000 Einwanderer an Italiens Küsten angekommen, rund zwei Drittel davon auf Lampedusa. In Italien gibt es seit langem eine Diskussion um die Auffanglager.

Die Opposition wirft der Regierung die Missachtung der Menschenrechte vor und fordet die Schließung der Lager. Die Regierung verteidigt sie als unverzichtbar, um illegale Einwanderer von politisch Verfolgten zu trennen, die nicht abgeschoben werden dürften

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