Hoffnung, aber noch keine konkrete Aussicht auf Ausreise: Die beiden Tuttlinger, die in Libyen festsitzen, müssen sich weiter in Geduld üben. Am 17. März 2005 arbeiteten Diplomaten und Politiker fieberhaft an einer Lösung. Die beiden Männer, 44 und 70 Jahre alt, hatten gestern eine Besprechung mit dem deutschen Botschafter in Tripolis, Heinrich-Peter Rothmann. Ihnen war eine Entscheidung der libyschen Behörden in Aussicht gestellt worden. Dort wird geprüft, ob es sich bei den Fundstücken, die die Zollbehörden im Wohnmobil der beiden Männer sichergestellt hatten, um Steine oder historische Scherben handelt. Auf die illegale Ausfuhr historischer Güter stehen hohe Strafen.
Die Deutschen behaupten, sie hätten x-beliebige Wüstensteine aufgesammelt. Nach Aussagen von Angehörigen haben sie "weder von Geologie noch von Archäologie Ahnung oder auch nur Interesse daran." Gestern ergab sich: Die Libyer prüfen weiter. Jetzt richten sich alle Hoffnungen auf den heutigen Tag. Während in Tripolis der deutsche und der französische Botschafter ihr Möglichstes tun, denn auch drei Franzosen sind unter dem gleichen Verdacht festgesetzt, arbeiten in Berlin und Stuttgart deutsche Politiker an der Lösung des Falles. Wie am 17. März 2005 zu erfahren war, setzt sich nicht nur Ministerpräsident Erwin Teufel für die beiden Deutschen ein. Auch Bernd Schmidbauer (CDU), in der Regierung Kohl Kanzleramtsminister und Koordinator der Geheimdienste, lässt seine guten Kontakte spielen. Er hatte auf einer Reise nach Libyen, das sich nach Jahren des Embargos und der politischen Eiszeit um bessere Kontakte in die westliche Welt bemüht, von dem Fall erfahren und seine Gesprächskanäle genutzt.
Der nordafrikanische Staat will in den nächsten Jahren die Touristenzahlen pro Jahr verdoppeln und daher negative Schlagzeilen vermeiden. Gleichzeitig muss das Regime sein Gesicht wahren und Verstöße gegen die Ausfuhrbestimmungen ahnden. Im Gespräch mit der Schwäbischen Zeitung sagte Schmidbauer am 17. März 2005, dass seiner Einschätzung nach die libysche Seite die Sache "schnell und wohlwollend" prüfe. Gegenüber CDU-Generalsekretär Volker Kauder, dem Tuttlinger Bundestagsabgeordneten, äußerte sich Schmidbauer: "Die Leute kommen bald raus." Die Angehörigen bräuchten sich keine Sorgen zu machen. Auch aus diplomatischen Kreisen kamen positive Signale. Im Idealfall können die beiden Männer schon am 22. März 2005 wieder in Deutschland sein: Die Fähre von Tunis nach Genua legt am 17. März 2005 um 22 Uhr ab und erreicht die italienische Hafenstadt Genua 24 Stunden später. Die nächste Fähre verkehrt erst am Gründonnerstag, 24. April 2005.
18 März 2005
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