Wegen Waffenkäufen in Libyen ist der liberianische Präsident Charles Taylor einem Pressebericht zufolge in der vergangenen Woche zu spät zu einem Treffen mit einer westafrikanischen Delegation gekommen. Taylor habe sich in Libyen persönlich um Nachschub für seine gegen die Rebellen kämpfenden Truppen gekümmert, berichtete die US-Zeitung "Washington Post" unter Berufung auf Informanten in der Hauptstadt Monrovia. Bei der Rückreise sei er durch schlechtes Wetter in Burkina Faso aufgehalten worden. Deshalb habe das für den 1. August 2003 angesetzte Treffen mit Außenministern der Wirtschaftsgemeinschaft westafrikanischer Staaten (ECOWAS) um einen Tag verschoben werden müssen. Die ECOWAS-Minister wollten Taylor am 1. August zum Rücktritt bewegen. Der liberianische Verteidigungsminister Daniel Chea räumte unterdessen ein, in den vergangenen Tagen weiter Waffen importiert zu haben. Ein gestoppter Waffentransport sei für die Truppen in der Hafenstadt Buchanan bestimmt gewesen, sagte Chea der Nachrichtenagentur AFP. "Als Regierung haben wir das Recht, uns selbst zu verteidigen", fügte er hinzu. In Buchanan kämpfen Regierungstruppen gegen die Rebellen der MODEL, der zweiten bedeutenden Rebellengruppe in Liberia. Die mit einer Boeing 707 eingetroffenen Waffen waren von Soldaten der Friedenstruppe ECOMIL auf dem Flughafen von Monrovia entdeckt worden. Libyen dementierte den Zeitungsbericht aus den USA.
Nach Angaben der Vereinten Nationen kamen seit Beginn des Bürgerkriegs 1989 in Liberia eine Viertel Million Menschen ums Leben. 1,3 Millionen Menschen wurden obdachlos. Vor allem Regierungstruppen und loyal zu Charles Taylor stehende Kämpfer seien für Folter, Massaker und Massenexekutionen sowie für Vergewaltigungen und die Rekrutierung von Kindersoldaten verantwortlich, kritisierte der stellvertretende UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Bertie Ramcharan.