14 Juli 2009

Mehrere europäische Konzerne beginnen mit der Planung des Desertec-Projekts zur Gewinnung von Sonnen- und Windenergie in Nordafrika

Die Vision von umweltfreundlichem Solarstrom rückt näher: Ein Konsortium aus Finanz-, Industrie- und Energiekonzernen hat am 13. Juli 2009 eine Grundsatzvereinbarung zur Gründung der Desertec Industrial Initiative unterzeichnet. Sie soll binnen drei Jahren Geschäftspläne erarbeiten, wie mit Sonnenkraftwerken in den Wüsten Nordafrikas und des Mittleren Ostens bis 2050 rund 15 Prozent des europäischen Strombedarfs gedeckt werden kann. Das Desertec-Konzept sieht vor, im Nahen Osten und Nord-Afrika mithilfe von solarthermischen Kraftwerken und Windparks die Wasserentsalzung und Stromerzeugung voranzutreiben und den sauberen Strom dann mittels HVDC-Leitungen (High Voltage Direct Current = Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung, HGÜ) in diese Länder und ab 2020 (mit insgesamt 10–15 % Übertragungsverlust bis nach Europa zu leiten.

Die Trans-Mediterranean Renewable Energy Cooperation (TREC) ist eine Initiative, die sich für die Übertragung von in Wüstenregionen erzeugtem Solar- und Windstrom nach Europa einsetzt. TREC wurde 2003 vom Club of Rome, dem Hamburger Klimaschutz-Fonds und dem Jordanischen Nationalen Energieforschungszentrum (NERC) gegründet und hat das Desertec-Konzept entwickelt und in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt wissenschaftlich untersucht.

Zu den Gründern des jetzigen Konsortiums zählen Konzerne wie die Münchener Rück, Siemens, RWE, E.ON, die HSH Nordbank, die Deutsche Bank, die Schweizer ABB sowie die Solarspezialisten und Anlagenbauer MAN Solar Millennium, Abengoa Solar, Schott Solar, Cevital und M+W Zander. Bis Ende Oktober 2009 soll die nötige Planungsgesellschaft gegründet sein.

Das Projekt ist jedoch umstritten. Kritiker sehen die Standorte – darunter Algerien, Libyen, Ägypten, Niger, Tschad und Sudan – als problematisch. Sie sorgen sich um politische Instabilität und eine mögliche Abhängigkeit Europas von den Staaten, in denen die Anlagen gebaut werden sollen. Derzeit werden die Kosten für das Desertec-Projekt auf rund 400 Milliarden Euro geschätzt.