Der Parlamentarische Staatssekretär bei der Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Dr. Gerd Müller (CSU), erklärte in Berlin, dass Libyen seinen Markt für den Import von deutschen Rinder sowie Rindererzeugnisse öffnet.
Zuvor hatten die Veterinärdienste beider Länder entsprechende Vereinbarungen für die Ausfuhr von deutschen Zucht- sowie Schlachtrindern nach Libyen unterzeichnet. In Kürze sollen Veterinärbescheinigungen für deutsche Rindergenetik sowie für Rindfleisch abgestimmt werden. Staatssekretär Dr. Gerd Müller wertete die Marktöffnung Libyens als großen Vertrauensbeweis an Deutschland, da der libysch-europäische Handel im Bereich Lebendrinder, Rindfleisch und Rindfleischerzeugnisse in den letzten Jahren im Wesentlichen ruhte. "Libyen setzt damit auf die hohe Qualität der deutschen Rinderzüchter", so Müller abschließend.
Weiterhin unterzeichneten die Veterinärdienste beider Länder eine Vereinbarung mit dem Ziel, den Handel mit Tieren und Erzeugnissen tierischer Herkunft zu stärken und auszuweiten. Ebenso ist beabsichtigt, die Zusammenarbeit im Veterinärbereich auszubauen.
Der Europäische Tier- und Naturschutz e.V. (ETN) sieht dies hingegen überaus kritisch. „Die Vereinbarung mit Libyen zeigt klar und deutlich, dass es den Politikern einzig und allein um wirtschaftliche Interessen geht und nicht um Tierschutz“, kritisiert Dieter Ernst, Geschäftsführer des ETN mit Sitz in Much bei Bonn. „Alle bisherigen Erklärungen, man werde sich für kürzere Transportzeiten für Schlachttiere einsetzen, sind Schall und Rauch. Das ist jetzt wenigstens klar.“
Für Tierschützer wie Dieter Ernst ein Schlag ins Gesicht. Der Europäische Tier- und Naturschutz e.V. setze sich seit Jahren für die Tiere und eine Verkürzung der Transportzeiten ein. Die Vereinbarung zur Lieferung lebender Rinder von Deutschland ins ca. 3.000 Kilometer entfernte Libyen sei absolut inakzeptabel, so Ernst.
Tiertransportbegleitungen zeigten immer wieder die katastrophalen Zustände auf. Fehlende Kontrollen und ohnehin zu lasche gesetzliche Vorgaben sorgten dafür, dass die Tiere nicht oder nicht ausreichend versorgt würden und einige von ihnen die Ankunft im Schlachthaus gar nicht mehr erlebten. Dieter Ernst schätzt, dass die deutschen Rinder etwa 160 Stunden auf dem LKW verbringen werden, bis sie schließlich in einem libyschen Schlachthaus oder einer libyschen Rinderzucht enden. „Sofern sie dann noch zur Zucht zu gebrauchen sind“, zweifelt der Tierschützer.