Die Spannungen zwischen Libyen und der Schweiz belasten den Handel beider Staaten. Nach Angaben der Eidgenössische Zollverwaltung (EZV) verringerten sich im ersten Halbjahr 2009 die Schweizer Exporte und Importe nominal um je 16 Prozent. Bei den Exporten war dies der höchste je gemessene Rückgang in einem Halbjahr. Zugleich rutschte der Aussenhandel wieder auf den Stand des Jahres 2006 ab. Der Warenverkehr mit der Europäischen Union (EU) liess in beiden Handelsrichtungen überdeutlich nach (17,5 Prozent bei den Exporten und 18,1 Prozent bei den Importen aus der EU).
Der Importrückgang umfasst im Zeitraum Januar bis Juni 2009 einen Rückgang um nominal 4 Prozent bei den Konsumgütern, 18,2 Prozent bei den Investitionsgütern, 27,2 Prozent bei den Rohstoffen und Halbfabrikaten und 30,2 Prozent bei den Energieträgern.
Die Außenhandelsbilanz der Schweiz mit Libyen:
Importe aus Libyen: 220 Mio. CHF (145,1 Mio. Euro), ein Rückgang um 87,8 Prozent
Exporte nach Libyen: 89 Mio. CHF (58,7 Mio. Euro), ein Rückgang um 47,7 Prozent.
Beim weitaus grössten Teil der Importe aus Libyen handelt es sich um Erdöl. Weltweit importierte die Schweiz noch für 1,065 Milliarden Franken Rohöl. Um das tiefere Preisniveau bereinigt, beträgt der Rückgang zur Vorjahresperiode real um 12,9 Prozent (nominal ein Rückgang um 55,1 Prozent). Sattdessen führte die Schweiz deutlich mehr raffinierte Treibstoffe ein: Mit 1,947 Milliarden CHF liegen die Importe von Treibstoffen auf Erdölbasis real um 24,1 Prozent über dem 1. Halbjahr 2008.
Am stärksten getroffen von dem weitgehenden Versiegen der libyschen Erdöllieferungen ist die staatliche libysche Tamoil-Gruppe, die 350 Tankstellen in der Schweiz und in Collombey eine Raffinerie betreibt. Die Raffinerie wird mit einer Pipeline ab dem Hafen von Genua beliefert. Tamoil hatte unlängst erklärt, die Lieferantenländer variieren zu wollen. Die grösste Mineralölhändlerin der Schweiz erzielte gemäss neusten Zahlen von 2007 einen Umsatz von gut 3 Milliarden Schweizer Franken.