Libyen hat von Großbritannien eine Überstellung des todkranken Häftlings und Lockerbie-Attentäter Abdel Bassit Ali Mohammed al-Megrahi beantragt, um den Rest seiner lebenslangen Freiheitsstrafe in seinem Heimatland ableisten zu können, wie die schottischen Justizbehörden am 6. Mai 2009 mitteilten. Hintergrund des Antrags ist eine Übereinkunft beider Länder über einen Austausch von Häftlingen, die in der vorigen Woche ratifiziert worden war. Über den Antrag soll innerhalb der kommenden 90 Tage entschieden werden.
Der heute 57-Jährige war wegen des Anschlags auf eine Boeing 747-121 der US-Fluggesellschaft PanAm am 21. Dezember 1988 über der schottischen Stadt Lockerbie zu mindestens 27 Jahre Haft verurteilt worden. Bei dem Anschlag starben 270 Menschen. Der Ex-Geheimagent, der an Prostatakrebs im fortgeschrittenem Stadium leidet, hatte gegen seine Verurteilung aus dem Jahr 2001 mehrfach Berufung eingelegt.
Erst in der vergangenen Woche hatte ein Gericht im schottischen Edinburgh ein neues Verfahren eröffnet, nachdem eine Kommission Anzeichen für einen Justizirrtum sah. Allerdings müsste der Berufungsprozess ausgesetzt werden, sollte es zu einer Überstellung al-Megrahis kommen.
Grund für die Wiederaufnahme des Verfahrens waren Zweifel einer schottischen Untersuchungskommission an einigen Beweisen, die zur Verurteilung al-Megrahis geführt hatten. Dabei ging es vor allem um einen Besuch in einem Modegeschäft auf der Mittelmeerinsel Malta. Die Anklage hatte ihre Beweisführung damals auf die Kleidung in dem Koffer gestützt, in dem sich die Bombe befand. Neue Beweise deuten darauf hin, dass die Kleider älter sind als vermutet, und dass damals keine Belege vorgelegt wurden, dass al-Megrahi an dem genannten Tag in Malta gewesen war.