06 Februar 2009

Pakistans Oberstes Gericht hebt Hausarrest gegen den Atomwissenschaftler Khan auf

In Pakistan ist der Hausarrest gegen den umstrittenen Atomwissenschaftler Abdul Qadeer Khan nach Angaben seines Anwalts am 6. Februar 2009 aufgehoben worden. Das Oberste Gericht in Islamabad habe unter dem vorsitzenden Richter Sardar Mohammad Aslam, sämtliche Reisebeschränkungen gegen den Begründer des pakistanischen Atomprogramms für ungültig erklärt. Unmittelbar nach der Bekanntmachung dankte Khan dem pakistanischen Präsidenten Asif Ali Zardari und Ministerpräsident Yousaf Raza Gillani. Khan war 2004 auf Druck der USA unter Hausarrest gestellt worden. Er hatte zugegeben, seine Kenntnisse an Libyen, Nordkorea und den Iran weitergegeben zu haben. Zudem soll er in den 1980er Jahren Nuklearmaterial verkauft haben. Mit seinem Wissen waren in Pakistan Atomwaffen entwickelt worden, die das Land 1998 erstmals testete.

"Er hat den verbotenen Handel zu einer Kunstform entwickelt", schrieb das britische Wirtschaftsmagazin "The Economist" über den 72-jährigen Khan. Sein florierender Atom-Bazar erregte immer wieder Entsetzen. Etwa als Libyen Atom-Kontrolleuren die Tüte einer Reinigung aus Islamabad überreichte, in der Baupläne für eine chinesische Atombombe aus den 60er- Jahren steckten.

Der frühere pakistanische Präsident Pervez Musharraf stellte Khan 2004 nach einem öffentlichem Geständnis unter Hausarrest. Khan hatte damals erklärt, dem Iran, Libyen und Nordkorea beim Aufbau eines Atomwaffenprogramms geholfen zu haben. Doch weder US-Beamte noch Inspektoren der Internationalen Atombehörde IAEO in Wien durften ihn bislang zu seinen illegalen Geschäften befragen, sodass die Dimension seines Netzwerkes weiter unklar ist. Immer wieder gab es Gerüchte, dass auch Algerien, Saudi-Arabien und Syrien zu Khans Kunden gehörten. Es bleibt abzuwarten, ob internationale Kontrolleure Khan nun vernehmen dürfen.

Im Januar 2009 hatten die USA Personen und Firmen mit Verbindungen zu Khan mit Sanktionen belegt. 2008hatte der Atomwissenschafter erklärt, Pakistan habe im Jahr 2000 Geräte zur Urananreicherung nach Nordkorea transportiert – mit Wissen der pakistanischen Armee und der Regierung. Dies wurde von Pakistan dementiert. Khan hat damals auch bestritten, selbst etwas mit dem Atom-Schwarzmarkt zu tun gehabt zu haben. Die damalige Regierung habe ihn zu seinem Geständnis gezwungen, sagte er.

Khan soll europäische Pläne für eine Zentrifuge zur Urangewinnung, dem Schlüssel zur Atomwaffenproduktion, gestohlen haben, als er in den 70er-Jahren in einem Labor im niederländischen Amsterdam arbeitete. Die technischen Informationen sollen später als Basis für das pakistanische Atomprogramm gedient haben. Ein niederländisches Gericht verurteilte Khan 1983 wegen Atomspionage zu vier Jahren Haft, doch das Urteil wurde später aus formalen Gründen aufgehoben.