Nach dem jüngsten Flüchtlingsdrama vor der sizilianischen Küste mit mindestens 11 Toten hat Italien die EU und die afrikanischen Länder zum Handeln aufgerufen. „Niemand, weder in Europa noch in Afrika, darf die Tragödie der illegalen Einwanderung passiv hinnehmen“, sagte der Innenminister Giuseppe Pisanu. Keine Regierung könne sich der Pflicht zum Eingreifen entziehen.
Die Behörden ordneten eine Leichenöffnung an, um die Todesursache der Flüchtlinge aus Ostafrika zu klären. Es solle geklärt werden, ob die illegalen Einwanderer wenige hundert Meter vor dem Ufer ertranken oder bereits zuvor auf dem Schiff ums Leben kamen. Gegen die Besatzung des mit 160 bis 170 Passagieren völlig überfüllten Flüchtlingsbootes, das an der libyschen Küste gestartet sei, ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Totschlags.
Teilweise heißt es, die Schlepper hätten die Menschen vor dem Unglück am frühen Sonntagmorgen mit einem Schlauchbott ans Ufer bringen wollen. Dagegen berichtete ein Überlebender, der ägyptische Kapitän habe die Passagiere angeschrien: „Springt ins Wasser, sonst bringe ich Euch nach Libyen zurück.“ Etwa 150 Menschen konnten gerettet werden.
Die EU versucht seit längerem, gegen die Flüchtlingswelle aus Libyen über das Mittelmeer vorzugehen. Immer wieder heißt es, es sollten dort Flüchtlingszentren eingerichtet werden. Allein im vergangen Jahr flüchteten offiziellen Zahlen zufolge 32.000 Menschen über das Mittelmeer nach Europa. Hunderte kamen dabei ums Leben. Die meisten Flüchtlinge kommen derzeit aus den Krisenländern Ostafrikas wie Sudan, Eritrea und Somalia, aber auch aus den westafrikanischen Staaten Nigeria, Mauretanien und Mali.
12 September 2005
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