Ein pakistanischer Wissenschaftler hat an Nordkorea Zentrifugen geliefert, mit denen Material für Atombomben hergestellt werden kann. Das sagte der pakistanische Ministerpräsident Pervez Musharraf in einem Interview mit der japanischen Nachrichtenagentur "Kyodo News".
Wie die "New York Times" berichtet, sagte Musharraf, Dr. Abdul Kadir Khan, ehemals Leiter des pakistanischen Atomprogramms, habe "komplette Zentrifugen und Teile davon" nach Nordkorea geschickt.
An die genaue Zahl der Zentrifugen könne er sich nicht mehr erinnern, sagte Musharraf in dem Interview. Khan könnte auch Uranhexaflurid an Nordkorea geliefert haben, sagte er weiter.
Damit rückt er erstmals von seiner bisherigen Haltung ab, wonach er von Lieferungen Khans an andere Länder nichts wusste. Für US-amerikansche Experten werfen Musharrafs Aussagen neue Fragen über die Rolle des pakistanischen Militärs in der Weiterverbreitung von Atomwaffen auf.
Khan hatte im Januar 2004 gestanden, die Technologie für Nuklearwaffen an den Iran, Nordkorea und Libyen geliefert zu haben, sich über Details jedoch ausgeschwiegen. Der Wissenschaftler war von Musharraf aufgrund seines Ansehens als Nationalheld begnadigt worden und steht zurzeit unter Hausarrest in Islamabad. Während pakistanische Ermittler laut offiziellen Angaben weiter ermitteln, hat es Musharraf Ermittlern der USA und der UN untersagt, ihn direkt zu befragen.
Nordkorea selbst bestreitet, ein Programm zur Anreicherung von Uran zu haben. Man habe jedoch Nuklearwaffen, die mit Plutonium gefüllt sind.
Für pakistanische und US-Experten sei es plausibel, dass Khan Pläne für Atombomben und andere Kleinteile außer Landes geschmuggelt habe, schreibt die Zeitung weiter. Aber es sei praktisch unmöglich, dass er große Zentrifugen aus den nationalen Laboratorien entfernt und verschifft haben konnte, ohne dass das Militär davon erfahren hätte.
Musharraf selbst spielte im Interview mit "Kyodo News" den Vorfall herunter. "Er weiß nicht, wie man die Bombe baut", sagte er. Doch die Ermittler, die das ebenfalls von Khan gelieferte libysche Atomprogramm enthüllten, fanden fast komplette Baupläne für eine Atombombe chinesischen Typs.
Ob ähnliche Pläne auch nach Nordkorea gelangten, ist unklar. Der US-Geheimdienst CIA zumindest kam in einem im März 2004 veröffentlichten Papier zu dem Schluss, es sei möglich, dass Nordkorea Lieferungen aus Pakistan bekommen habe, die denen an Libyen sehr ähnlich seien. Die Lieferung wurde als "komplettes Paket" bezeichnet - Uranhexaflurid bis hin zu den Zentrifungen, mit denen es angereichert werden kann
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