27 September 2003

Indonesischer Staatspräsidentin Megawati Sukarnoputri besucht Libyen

Die indonesische Staats- und Regierungschefin Megawati Sukarnoputri ist zu einem Staatsbesuch nach Libyen gereist. Mit Revolutionsführer Muammar el Gaddafi führt Sukarnoputri Gespräche über den Kampf gegen den internationalen Terrorismus.

"Terrorismus ist nicht mit irgendeiner Religion und besonders nicht mit dem Islam verbunden. Er kann von überall aus jedem möglichem Grund kommen, erklärte Megawati gegenüber der Presse. Bei dem eintägigen Besuch wurden auch die bilateralen Beziehungen zwischen Indonesien und Libyen besprochen. Nach dem spanischen Ministerpräsidenten Aznar ist Megawati der zweite Regierungschef der Libyen nach den UN-Sanktionen einen Besuch abstattet. Beide Staaten unterzeichneten auch ein Handelsabkommen, das die Lieferung von 5.000 Barrel libyschen Rohöl an Indonesien pro Tag vorsieht (= 1,825 Millionen Barrel pro Jahr). Im Gegenzug liefern indonesische Unternehmen Industriewaren (Baumaterialien, Textilgewebe, Möbel und militärische Ausrüstung) im Wert von 40 Millionen US-Dollar pro Monat (= 480 Millionen US-Dollar im Jahr). Das Abkommen wurde am 27. September 2003 in Tripolis unterzeichnet, erklärte der indonesische Handelsminister Rini Soewandi.

Bei dem Besuch Sukarnoputris wurde auch über die Bemühungen Libyens im Konflikt um die Provinz Aceh auf der Insel Sumatra gesprochen. Viele der Separatisten auf der Insel haben in der Vergangenheit ein militärisches Training in Libyen erhalten. Muammar el Gaddafi habe zugesichert die territoriale Einheit Indonesiens zu unterstützen und im Konflikt um Aceh zu vermitteln. Im Norden Sumatras kämpfen die Menschen für die Unabhängigkeit ihrer Region von Indonesien. In der Provinz Aceh herrscht Krieg - seit Jahrzehnten inoffiziell, seit Mai 2003 unter Kriegsrecht, das Indonesiens Präsidentin per Dekret verhängte. Dem Staat Indonesien geht es um die Wahrung seiner Grenzen. Den Acehnesen geht es um das ihnen nie gewährte Recht auf Selbstbestimmung. Viele von ihnen wollen die Unabhängigkeit oder zumindest ein Referendum darüber. Das Gebiet im Norden der indonesischen Insel Sumatra war früher ein Sultanat. 1873 hatten die Holländer Aceh den Krieg erklärt. Nach 30 blutigen Kampfjahren war der Sultan besiegt, Aceh wurde Teil der holländischen Kolonie Indonesien. Als das Land nach dem Zweiten Weltkrieg unabhängig wurde, blieben die Kolonialgrenzen bestehen. Indonesiens Staatsgründer Sukarno hatte zwar mehreren Provinzen das Recht auf Selbstbestimmung in Aussicht gestellt, räumte es ihnen aber später nie ein. Im von 1965 an vom Autokraten General Suharto zentralistisch regierten Indonesien flossen die beträchtlichen Gas- und Öl-Einnahmen aus Aceh in die Hauptstadt Jakarta. Der acehnesische Widerstand trägt seit 1976 den Namen GAM (Gerakan Aceh Merdeka, auf deutsch: Bewegung Freies Aceh). Die Unabhängigkeitsbewegung und ihre Rebellentruppe wird vom Sultansneffen Hasan di Tiro geleitet, der im Exil in Schweden lebt. Seine Truppe in Aceh soll 5000 bis 10000 Mann stark sein. Bei Kämpfen mit indonesischen Truppen starben bislang etwa 12000 Menschen, die meisten Opfer waren Zivilisten.

Keine Kommentare: