Mit der Veröffentlichung des Statistik-Jahrbuch der Schweizerischen Nationalbank (SNB) «Die Banken in der Schweiz 2008» bestätigten sich der Abzug der Vermögenswerte des libyschen Staates von den Schweizer Banken. Demnach haben sich die libyschen Guthaben auf Banken in der Schweiz innerhalb eines Jahres von 5,748 Mrd. Franken um 5,120 Mrd. oder 89 Prozent auf 628 Mio. Franken verringert (umgerechnet eine Verringerung von 3,362 Mrd. Euro). Die Treuhandanlagen Libyens in der Schweiz sanken gleichzeitig von 812 Mio. um 54 Prozent auf 373 Mio. Franken (umgerechnet eine Verringerung von 288 Mio. Euro).
Von der Nachrichtenagentur AP mit diesen Zahlen konfrontiert, hiess es im Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA), man sei offiziell nicht über den Abzug der Gelder informiert worden und verfüge über keine detaillierten Informationen zu den Abflüssen libyscher Vermögenswerte. Die Frage, ob und wie die Schweiz auf diese Entwicklung reagieren werde, liess das EDA offen. Departementssprecher Lars Knuchel schränkte die Bedeutung der Angelegenheiten mit der Bemerkung ein: "Ein Abzug von Vermögenswerten im oben erwähnten Umfang hat kaum gesamtwirtschaftliche Auswirkungen."
Tatsächlich machten die libyschen Guthaben auf Banken in der Schweiz schon vor dem Abzug nur 0,3 Prozent aller von der SNB-Statistik erfassten Vermögenswerte aus dem Ausland aus. Ende 2007 war Libyen aber in Afrika noch der wichtigste Finanzpartner der Schweiz gewesen. Innerhalb eines Jahres wurde Libyen nun von rund sechs anderen afrikanischer Staaten überholt. Auf weitere wirtschaftliche Sanktionen angesprochen, sagte der EDA-Sprecher, Libyen habe gewisse konsularische Dienstleistungen für Schweizer Unternehmen eingestellt. Zudem werde die Geschäftstätigkeit von Schweizer Unternehmen in Libyen behindert beziehungsweise verhindert.