Ein Treffen von Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi mit 1000 Frauen war am 12. Juni 2009 einer der Höhepunkte des letzten offiziellen Besuchstages in Italien. Im Konzert- und Veranstaltungszentrum "Auditorium" in Rom war die Veranstaltung von der italienischen Gleichstellungsministerin Mara Carfagna angeregt worden, berichteten italienische Medien. Auf dem Programm stand unter anderem eine 40-minütige Rede Gaddafis über die Stellung der Frau in Afrika und erklärte "in der arabischen und islamischen Welt ist die Frau wie ein Möbelstück, das man ersetzen kann, wann man will, ohne dass jemand fragt, warum". Die Lage der Frauenrechte in der arabischen Welt sei "horrend". In Afrika generell sei die Lage aber ganz anders. "Dort gibt es keinen Unterschied zwischen Mann und Frau. Oft bleibt der Mann in der Hütte, während die Frau arbeiten geht", sagte Gaddafi. Der afrikanische Kontinent habe jedoch große Probleme. "Oft gibt es Frauen mit zehn Kindern. Wenn man sie fragt, wo der Vater ihrer Kinder ist, antwortet sie wahrscheinlich, dass sie es nicht weiß, dass sie verlassen worden sind", so Gaddafi.
Der Afrikanischen Union will Gaddafi als derzeitiger AU-Präsident ein Gesetzesprojekt zur Förderung der Familie, der Vaterschaft und der Ehe anregen. "Wer ein Kind erzeugt, muss dafür verantwortlich sein", so Gaddafi. Die Welt brauche eine "weibliche Revolution", die auf einer "kulturellen Revolution" basieren müsse. Er stehe an der Seite aller Frauen der Welt, die die selben Rechte des Mannes haben sollten. "Ohne Frauen würde die Gesellschaft auf einem einzigen Bein gehen", so der libysche Revolutionsführer. Er versicherte, dass in der libyschen Gesellschaft "absolute Gleichheit der Geschlechter" gelte.
Weil sich Gaddafi bei seinem geplanten Termin im italienischen Abgeordnetenhaus um über 2 Stunden verspätete udn die Abgeordenten warten ließ, erklärte der Präsident der Abgeordnetenkammer, Gianfranco Fini, laut einem Bericht der italienischen Nachrichtenagentur ANSA, wurde der Termin abgesagt.
Ebenfalls traf sich Gaddafi Spitzenvertretern der italienischen Industrie und versicherte den Unternehmern, dass "Libyen auf dem Energiesektor nicht mit anderen Ländern auf Kosten Italiens ins Geschäft kommen" werde. Italien bezieht etwa 10 Prozent seines Erdgasbedarfs aus Libyen; der italienische Energiekonzern Eni ist schon seit 1962 in Libyen aktiv. Aus einer weiteren Öffnung der libyschen Wirtschaft für italienische Investoren erhofft sich Italien große Gewinne.