Der deutsche Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) sieht kein Problem darin, mit dem libyschen Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi Geschäfte zu machen. Gaddafi bleibe "eine schillernde Figur", aber er übernehme zunehmend Verantwortung, zum Beispiel als Präsident der Afrikanischen Union (AU), sagte Guttenberg der "Bild am Sonntag" bei einem Besuch in Tripolis. Manche sähen in Gaddafi mittlerweile "einen Partner bei der Bekämpfung des internationalen Terrorismus."
Guttenberg, der mit einer 100-köpfigen Wirtschaftsdelegation anreiste, hob die Bedeutung Libyens als Handelspartner Deutschlands hervor. "Libyen ist unser größter Öllieferant außerhalb Europas und verfügt auch über große Gasreserven. Wir müssen unsere Energieversorgung diversifizieren und dürfen uns nicht von einzelnen Ländern abhängig machen." Der Minister hofft nach eigenen Angaben zudem, dass deutsche Firmen vom Aufschwung des Landes profitieren. Allein in Bildungs- und Infrastrukturprojekte wolle Libyen in den kommenden Jahren 20 Milliarden Euro investieren. "Unser Ziel ist es, dass deutsche Unternehmen einen Teil dieser Verträge bekommen."
Ein persönliches Treffen Guttenbergs mit Gaddafi war bis zuletzt offen. Die Reise war dem Vernehmen nach noch von Guttenbergs Vorgänger Michael Glos (CSU) angeschoben worden.
Am 25. April 2009 hatte Guttenberg das Deutsch-Libysche Wirtschaftsforum im Hotel Waddan in Tripolis eröffnet, das seit 1997 vom Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft regelmäßig veranstaltet wird. Die Exporte nach Libyen stiegen 2008 um 56,1 Prozent auf gut eine Milliarde Euro. Libyen ist mit einem Anteil von 11 Prozent weltweit das viertwichtigste Erdöllieferland für Deutschland. Künftig ergeben sich demnach auch Geschäftsmöglichkeiten im Bereich Erneuerbare Energien sowie im Gesundheitssektor.