Bedeutende Erdölkonzerne befürchten aufgrund der Produktionskürzungen der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) Einbußen in wichtigen geographischen Gebieten. Unternehmen, die einen großen Anteil ihrer Einnahmen aus der Produktion in Mitgliedsstaaten der OPEC beziehen, erwarten, dass sowohl kurz- als auch langfristige Gewinnerwartungen betroffen sein werden und infolgedessen die Aktienkurse negativ beeinflusst werden könnten. Damit könnte die weltweite Wirtschaftskrise auch größere Ölkonzerne betreffen, die bislang wenig Auswirkungen gespürt haben.
Um die Ölpreise zu stützen, hatte das Kartell eine Produktionsquoten-Regelung eingeführt, die seit September 2008 zu schrittweisen Förderkürzungen von insgesamt 4,2 Millionen Barrel pro Tag (bpd) führte. Die OPEC-Kürzungen seien für internationale Erdölkonzerne eine zunehmende Besorgnis und beeinträchtigten das Produktionswachstum in den Mitgliedsländern, sagte Julien Lee, Supply Analyst im Center for Global Energy Studies, London.
Die jüngsten Förderkürzungen sind wesentlich größer als die 2006 eingeführten Senkungen von 1,7 Millionen Barrel pro Tag, die sich zwar 2007 auf die Ergebnisse der Unternehmen auswirkten, aber größtenteils von steigenden Ölpreisen ausgeglichen wurden. Derzeit fallen die Rohölpreise jedoch. Im zurückliegenden Jahr 2008 endeten sie zum ersten Mal seit 2001 niedriger als sie begonnen hatten, trotz eines deutlichen Anstiegs in der Jahresmitte.
Nach Angaben in den Jahresberichten haben die weltweit größten nicht-staatlichen Ölunternehmen, mit Ausnahme von BP und ConocoPhillips, 2007 mindestens ein Viertel ihres Rohöls und ihrer anderen flüssigen Kohlenwasserstoffe in OPEC-Ländern gefördert. Bei der französischen Total SA stammten 2007 mehr als 44% der produzierten Liquide aus OPEC-Staaten. Das Kartell kontrolliert den Großteil der Erdölförderung im Arabischen Golf, in Afrika und in Süd-Amerika. Die OPEC-Fördersenkung von 1,5 Millionen Barrel pro Tag vom Oktober 2008 wird sich in den Quartalsberichten der Ölgesellschaften widerspiegeln, die ab 29. Januar 2009 veröffentlicht werden. Deutlicher dürfte jedoch die größte jemals vorgenommene Kürzung von 2,2 Millionen Barrel pro Tag spürbar werden, die am 1. Januar 2009 erfolgte.