07 Januar 2003

Thema AIDS an Schulen in Libyen

Mokhtar, hatte bis dahin alle Aspekte des Erwachsenlebens vermieden, diese mit den Kindern zu besprechen, so dass er nun ein wenig sprachlos war und sie am liebsten überhört hätte. Aber er mußte antworten und so versuchte der der Tochter AIDS zu erklären. Er sagte zu ihr "dass AIDS eine sehr gefährliche Krankheit ist und das es keine Heilung gibt" Der Grund für die Frage war der Lehrstoff in der African International School in Zeina die kleine Hefte über die Gefahren von AIDS an die Kinder verteilte. Organisiert wurde dies durch das Libyan National AIDS and STI Control Center. Die Informationen werden an alle Schulen und Moscheen sowie öffentlichen Einrichtungen verteilt. Es wird darin auch vor Freundschaften mit Rauschgiftsüchtigen ausdrücklich gewarnt. Zur Aufklärung wird hingewiesen , dass man sich nicht in öffentlichen Badeanstalten und Toiletten sowie am Arbeitsplatz oder z.B. beim Benutzen einer öffentlichen Telefonzelle infizieren kann.

Bereits 1984 war das staatliche libysche Fernsehen Vorreiter in der Verkündung der gefährlichen Immunschwächekrankheit im arabischen Raum, was damals ein Tabuthema war. 1981 wurde erstmalig von einem AIDS-Fall in Libyen gesprochen, was zu einer Diskussion im Land führte, wie darauf zu reagieren sei. Das später eigens hierfür gegründete Libyan National AIDS Control Committee (NACC) veröffentlichte im Dezember 2000 ein Dokument, dass 1.852 AIDS/HIV-Fälle in Libyen registrierte. Ein Jahr später im Report 2001 soll es sich um 319 neue Fälle handeln, davon rund 100 bei Ausländern in Libyen, nicht registriert sind aber die hohe Anzahl von Immigranten in Libyen aus Länden mit weitaus größere Anzahl an Infektionsfällen. Auch in einem bisher nicht veröffentlichten Bericht zum Jahr 2002 wird wieder erneut von um dei 60 neuen AIDS/HIV-Fällen in Libyen durch das NACC berichtet. Der 45jährige Kaufmann Mohammed Mansour, Vater von fünf Kindern, sagt "ich begrüße die Verteilung der Informationsschriften an die Kinder, aber ich hätte auch gerne die Lehrer gesehen, die den Schülern dies versuchen zu erklären. Die Bankangestellte Khadija Salah Al-Gueryani, 32 Jahre alt und Mutter von zwei Kindern wiederum sagt ""ich habe nicht den Mut, meiner 10jährigen Tochter zu erklären, was AIDS ist". Al-Gueryani denkt aber das die Schulen und Familien ihre Bemühungen zur Aufklärung gemeinsam besprechen sollten um die Kinder für dieses Thema zu sensibilisieren. Unterdessen veröffentlichte die libysche Menschenrechtsvereinigung im Rahmen einer "Nationale AIDS-Kontrollwoche", eine Information, wonach AIDS-Patienten genauso zu behandeln sind wie jeder andere libysche Bürger mit den gleichen Rechten, auch für ein weiteres natürliches Leben in der Familie und die volle Unterstützung durch das Gesundheitswesen bekommt. Die libysche Bevölkerung ist heute noch immer geschockt von dem Vorfall in dem Zentralkrankenhaus in Benghazi im Jahr 1998, wo sich fast 400 Kinder durch HIV-infiziertes Blut ansteckten.. Angeklagt wurden in diesem Zusammenhang ein bulgarischer Doktor, ein palästinensischer Arzt und sechs bulgarische Krankenschwestern, denen vorgeworfen wird absichtlich oder fahrlässig die Blutkonserven mit dem Virus kontaminiert zu haben. Auch acht libysche Personen stehen in dem Verdacht der Nachlässigkeit, der in Libyen ein Aufschrei der Entrüstung verursachte. In Libyen ist nun das Thema AIDS endgültig kein Tabuthema mehr, so Regierungsstellen und Gesundheitsämter.